Mitten im Grenzwald
Zwischen Schönsee und Stadlern, im bayerisch-böhmischen Grenzwald, liegt das verlassene Dorf Bügellohe. Dort wird ein Stück Geschichte lebendig gehalten, das Deutschland und Tschechischen bis heute verbindet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der damaligen Tschechoslowakei die sogenannten Beneš-Dekrete erlassen, die die Vertreibung der Sudetendeutschen zur Folge hatten. Als Sudetendeutsche wurden die deutschsprachigen Bewohnerinnen und Bewohner in den böhmischen, mährischen und schlesischen Grenzregionen bezeichnet. Von dort wurden infolge der Dekrete über drei Millionen Menschen vertrieben. Viele von ihnen kamen nach Bayern, damals in die US-amerikanischen Besatzungszone. So entstand auch die Bügellohe. Dort siedelten sich 1946 elf sudetendeutsche Familien aus den böhmischen Ortschaften Wenzelsdorf und Rappauf an.
In dem Glauben, bald wieder in ihre angestammte Heimat zurückkehren zu können, bauten die Menschen anfangs nur einfache Baracken aus Holz. Doch spätestens, als ihre Häuser jenseits der Grenze niedergebrannt wurden, erlosch der letzte Funken Hoffnung auf eine Rückkehr. Solidere Häuser aus Feld- oder Bruchsteinen wurden errichtet, dazu sogar ein Wirtshaus mit Tanzboden und Kegelbahn.
Jedoch war das Leben auf dem Grenzkamm entbehrungsreich: Es gab keine richtige Straße, über die Bügellohe hätte erreicht werden können, dazu weder Strom noch fließend Wasser. Die Landschaft war zu unwirtlich, der Weg für Lebensmittel, Schule und medizinische Versorgung zu weit. Nach und nach zogen die Familien weg. Lebten 1950 noch 59 Menschen in Bügellohe, waren es zehn Jahre später nur noch acht. 1969 verließ schließlich der letzte Bewohner Bügellohe.
Über die Jahrzehnte sind die Häuser verfallen, Wind und Wetter haben dem Mauerwerk stark zugesetzt. Inzwischen sind nur noch Ruinen zu sehen. Einzig ein Gebäude, das sogenannte Fleischhackerhaus, ist bis heute erhalten. Seit 2011 informiert dort eine Dokumentation über die Historie des verlassenen Dorfes. Gefördert wurde das durch das Leader-Projekt der EU. Außerdem wird eine gespielte Szene angeboten: Dabei schlüpft eine Mitwirkende des Pascherspiels in die Rolle einer ehemaligen Bewohnerin und lässt so die berührende Geschichte des Ortes lebendig werden. Passend dazu gibt es eine Schmuggler-Brotzeit.
Wer das verlassene Dorf Büggellohe selbst erwandern möchte, startet auf dem Wanderparkplatz am „Vierziger“ an der Staatsstraße 2159 zwischen Schönsee und Stadlern. Von dort sind es etwa vier Kilometer.
Weitere Informationen zu geführten Wanderungen und der gespielten Szene gibt es bei der Touristinfo Schönseer Land unter www.vg-schoensee.de. Sie ist per Mail an touristinfo@schoenseer-land.de oder unter Tel. (09674) 317 zu erreichen.